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Managers' Transactions & Directors' Dealings | 22.08.2012

Fresenius-Chef ringt mit Aufsichtsrat um neue Rhön-Offerte

FRANKFURT (dpa-AFX) - Ulf Schneider wollte der strahlende Sieger im

Übernahmekampf um den fränkischen Konkurrenten Rhön-Klinikum sein. Doch wenn der

Fresenius-Chef diese Woche erneut vor den Aufsichtsrat tritt, könnte er am Ende

als der große Verlierer dastehen. Ende Juni waren die Hessen mit ihrem Gebot von

3,1 Milliarden Euro für Rhön gescheitert - inklusive Schulden wäre der Deal 3,9

Milliarden Euro schwer gewesen. Dass das sechsköpfige Gremium nach dem Scheitern

des ersten Übernahmeversuchs nun aber grünes Licht für eine zweite

Milliardenofferte gibt, ist fraglich. 'Der Aufsichtsrat sieht eher die

Schwierigkeiten dieser Variante und ist noch nicht überzeugt', sagte eine mit

der Transaktion vertraute Person der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am

Dienstag.



Denn Schneider strebt bei seinem neuen Versuch nur noch eine Beteiligung in

Höhe von 50 Prozent plus eine Aktie an. Damit könnte Fresenius aber viele seiner

ursprünglichen Ziele nicht realisieren. Mit einer Sperrminorität von zehn

Prozent lassen sich bei Rhön wichtige Entscheidungen auf der Hauptversammlung

blockieren. Eine mittelfristige Aufstockung auf 90 Prozent und mehr ist für

einen zweiten Insider unsicher: 'Denn beim zweiten Mal werden vor allem

Finanzinvestoren versuchen, Druck auszuüben und einen höheren Preis fordern,

weil sie wissen, dass Fresenius eine klare Mehrheit haben will.'



Für Fresenius im Allgemeinen und Schneider im Besonderen ist dies vor allem

deshalb bitter, weil der Gesundheitskonzern beim ersten Anlauf besser

weggekommen wäre. Fresenius hätte nämlich die Annahmeschwelle von 90 Prozent

plus einer Aktie auf 80 oder 85 Prozent des Rhön-Grundkapitals senken können.



Doch dies hatte Schneider siegessicher abgelehnt. Letztlich waren dem

Konzern aber mit rund 84 Prozent der Rhön-Anteile zu wenig für eine - gemessen

an den selbst gesteckten hohen Zielen - erfolgreiche Ãœbernahme angedient worden.

Schneiders Traum war geplatzt. Und nun müsste der zuvor erfolgsverwöhnte Manager

auch noch eine dicke Kröte schlucken. Denn eine abgesenkte Quote und die damit

verbundene Verlängerung der Angebotsfrist um 14 Tage wäre nach Einschätzung von

Beobachtern im Vergleich zu der nun angestrebten 50-Prozent-Lösung das weitaus

geringere Ãœbel gewesen.



Zudem Schneider auch noch mit dem Widerstand eines Konkurrenten kämpfen

muss. Bernard Broermann, Gründer und Eigner der Klinikkette Asklepios, war beim

ersten Übernahmeversuch kurz vor Ende der Angebotsfrist mit gut fünf Prozent bei

Rhön eingestiegen - um die Bildung des mit Abstand größten privaten

Krankenhauskonzerns Deutschlands zu verhindern. Die Chance, dass Broermann nun

noch einlenkt, halten Branchenkenner für gering. 'Derzeit gibt es keine

Gespräche zwischen ihm und Schneider', verlautete aus Kreisen. Der

Asklepios-Gründer halte mittlerweile rund 7 Prozent. 'Zusammen mit anderen - ihm

nahestehenden Aktionären - liegt der Rhön-Anteil bei rund 15 Prozent', sagte

eine mit der Transaktion vertraute Person.



Mit seiner Blockade der Ãœbernahme sorgte Broermann allerdings nicht nur bei

Fresenius-Chef Schneider und Rhön-Gründer Eugen Münch für Unmut. Auch

Finanzinvestoren zeigten sich verärgert, da sie durch das Scheitern der ersten

Offerte viel Geld verloren haben. So war der bekannte US-Hedgefonds-Investor

John Paulson bei Rhön mit rund vier Prozent eingestiegen und hatte sein

Aktienpaket Fresenius zu 22,50 Euro angedient.



Für den Fall, dass die zweite Offerte nicht zustande kommt, versucht sich

der Fresenius-Chef durch ein Hintertürchen zu retten: Das Interesse an Rhön sei

nicht von einem Mangel an Privatisierungsmöglichkeiten getrieben, sagte der

Manager Anfang August. Derzeit seien Ãœbernahmeprojekte im Markt mit einem Umsatz

von mehr als 250 Millionen Euro. Die eigene Krankenhaustochter Helios habe auch

allein eine 'hervorragende Perspektive'. Helios ist vor Rhön und Asklepios die

Nummer eins auf dem deutschen Klinikmarkt.



Schneider, der seit 2003 bei dem Dax <DAX.ETR>-Konzern im Chefsessel sitzt,

hat das vor hundert Jahren gegründete Unternehmen Schritt für Schritt durch zum

Teil spektakuläre Zukäufe vergrößert. Alle Transaktionen gingen fast geräuschlos

über die Bühne - bis auf Rhön. /ep/wiz/fbr



--- Von Elke Pfeifer, dpa-AFX ---

























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