Prof. Dr. Kilian Baumann wurde zum 1. Dezember 2025 auf eine Professur im Bereich der Medizinischen Physik in der Partikeltherapie an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) berufen. Neben dieser neuen akademischen Herausforderung wird er weiterhin seine klinischen und wissenschaftlichen Aktivitäten am Marburger Ionenstrahl Therapiezentrum (MIT) fortsetzen. „Diese Berufung stärkt die enge Zusammenarbeit zwischen der Forschung an der THM und der klinischen Praxis am MIT und ist ein wichtiger Schritt in der Weiterentwicklung innovativer Therapien im Bereich der Partikeltherapie“, sagt Prof. Dr. Sebastian Adeberg, Direktor der Strahlentherapie am UKGM und MIT.
Abbildung 1: Optimierung der Modelle zur Beschreibung der relativen biologischen Wirksamkeit in ADMIT
"Die enge Verknüpfung von Forschung und Klinik ist ein unschätzbarer Vorteil, um innovative Therapieansätze für unsere Patienten zu entwickeln. Ich freue mich darauf, mit meinen Kolleginnen und Kollegen am Marburger Ionen-Strahltherapiezentrum (MIT) und der THM die Partikeltherapie weiter voran zu bringen", sagte Prof. Dr. Baumann.
Im Rahmen seiner Forschung konzentriert sich Prof. Dr. Baumann auf Monte-Carlo-Simulationen auf makroskopischer und mikroskopischer Ebene, wobei der Fokus auf der klinischen Dosimetrie, der Bestrahlungsplanung und der Wirksamkeit der Partikelstrahlen liegt. Dies stellt eine wichtige Grundlage für die Weiterentwicklung und Optimierung der Partikeltherapie dar, insbesondere bei der Behandlung von Tumoren, die mit herkömmlichen Methoden schwer zu erreichen sind.
Interview mit Prof. Dr. Kilian Baumann:
Frage 1: Was bedeutet Ihre Berufung an die THM für Ihre Arbeit am Marburger Ionen-Strahltherapiezentrum (MIT) und die Partikeltherapie in Marburg?
Antwort von Prof. Dr. Baumann: "Die Berufung an die THM ist eine großartige Gelegenheit, meine wissenschaftliche Arbeit weiter zu intensivieren und meine Erfahrungen in der Partikeltherapie mit der akademischen Lehre zu verbinden. Die enge Zusammenarbeit mit dem MIT ist für mich besonders wertvoll, da sie es mir ermöglicht, theoretische Forschung direkt in die klinische Praxis zu überführen."
Frage 2: Welche spannenden Fragestellungen sehen Sie für die Zukunft der Partikeltherapie?
Antwort von Prof. Dr. Baumann: "Die Partikeltherapie entwickelt sich rasant, und es gibt viele spannende Herausforderungen, die wir in den kommenden Jahren angehen müssen. Einige der größten Fragestellungen betreffen die Einführung von neuen Therapieansätzen wie FLASH-Strahlentherapie, die besonders hohe Strahlendosen in extrem kurzen Zeiträumen ermöglicht. Ebenso wird die Forschung zur Multi-Ion-Therapie zunehmend wichtig, bei der neben Protonen auch schwerere Ionen wie Kohlenstoff eingesetzt werden, um die Effizienz der Therapie weiter zu steigern. Ein weiteres bedeutendes Thema ist das RBE-Modell (Relative Biological Effectiveness), das es uns ermöglichen soll, die Strahlenwirkung noch präziser zu modellieren. Und nicht zuletzt wird Imaging in der Partikeltherapie immer relevanter – die Entwicklung neuer bildgebender Verfahren wird uns helfen, die Tumore präziser anzusteuern und so die Therapieergebnisse weiter zu verbessern."
Mit dieser neuen Professur und der fortgesetzten Tätigkeit am Marburger Ionen-Strahltherapiezentrum (MIT) wird Prof. Dr. Baumann eine Schlüsselrolle in der Weiterentwicklung der Partikeltherapie übernehmen und zur Optimierung der Therapiepräzision und -wirkung in der Krebsbehandlung beitragen.
Prof. Dr. Baumann ist nicht nur für seine exzellente Expertise in der Strahlentherapie und Medizinischen Physik bekannt, sondern hat auch über 3 Millionen Euro an Drittmitteln eingeworben.
Besonders hervorzuhebende Projekte:
PARTITUR ist ein vom BMFTR gefördertes Projekt, das die Wirksamkeit von Kohlenstoffstrahlen bei Lungentumoren untersucht, mit Fokus auf biologische Aspekte wie Signaling und Targeting sowie technische Anwendungen durch Reichweitenmodulatoren.
gROS ist ein DFG-gefördertes Projekt in Zusammenarbeit mit dem DKFZ, das einen GPU-basierten Monte Carlo Code entwickelt, um die chemische Phase der Strahlungswirkung zu modellieren, insbesondere die Rolle von Sauerstoff bei der Produktion von Reactive Oxygen Species (ROS).
DosiMagic ist ein DFG-gefördertes Projekt zur Untersuchung des Einflusses von Magnetfeldern auf die Dosimetrie in Partikelstrahlen. In Kooperation mit der Universität Dortmund, Uni Oldenburg, Uni Wien und MedAustron wird ein Dosimetrieprotokoll für die MR-geführte Partikeltherapie entwickelt.
BoneOscopy ist ein EU-gefördertes Projekt zur Entwicklung eines Online-Monitors für die Partikeltherapie von Knochentumoren. Dieser misst den Calciumgehalt im Knochengewebe während der Bestrahlung, wobei die Calciumkonzentration als Indikator für den Therapieerfolg dient.
LOEWE-Schwerpunkt ADMIT, in dem die Vorhersage der Strahlenwirkung auf DNA-Ebene untersucht wird. In diesem interdisziplinären Forschungsprojekt werden biologische Grundlagenexperimente im strahlenbiologischen Labor von Prof. Dr. Sebastian Adeberg und PD Dr. Ulrike Theiss durchgeführt, um das Verständnis der biologischen Effekte von Strahlen zu vertiefen und die Anwendung der Partikeltherapie weiter zu optimieren. Diese Forschungsarbeiten sind von entscheidender Bedeutung für die präzisere Vorhersage von Strahlenschäden und für die zukünftige Individualisierung der Therapie.